nur viele Stimmen können etwas bewegen! - 2.408

 

 

Liebe Leserinnen und Leser unseres Newsletters,

das Weihnachtsfest ist vorbei und der Jahreswechsel steht unmittelbar bevor. Ich hoffe dass Sie ebenfalls wie ich friedvolle und angenehme sowie besinnliche Feiertage erleben durften.

Nachdem wir Schulkindern grundsätzlich eine möglichst unbeschwerte und angenehme Laufbahn wünschen, beunruhigen mich wissenschaftliche Untersuchungen renommierter Bildungsforscher mit Ergebnissen der Art "Unnötiger Stress mit dem Übertritt" oder "Extrem hoher Stress bei jedem sechsten Kind" von Haus aus.

Wenn eine solche Studie - wie die von Professor Heinz Reinders - dann auch noch zu Resultaten wie solchen kommt: "Mit diesen dramatischen Ergebnissen haben wir aber nicht gerechnet. Insbesondere die Stresswerte für Kinder mit verbindlichen Schulart-Zuweisungen sind alarmierend" bin ich einmal mehr sensibilisiert.

In einem Vergleich zwischen Kindern aus Bayern und Hessen wurde dann auch noch bei denen aus Bayern eine deutlich höhere Stressbelastung (54.6% / 33,1%) festgestellt. Eine besonderes große Risikogruppe stellen die Schulkinder der vierten Klasse dar, die zwischen Real- und Mittelschule eingependelt sind und deren Eltern sich einen höheren Bildungsabschluss wünschen. Dort sei die "Gefährdung des Kindeswohls nicht mehr weit entfernt".

Warum also hält man bloß immer noch an dieser viel zu frühen Selektion fest? Ist doch diese Praktik längst als Grundschulabitur verrufen. Was spricht denn dagegen, erst dann, wenn die gröbsten Schulerfahrungen gemacht wurden, eine Laufbahnentscheidung herbeizuführen? Deshalb fordern wir nach wie vor das längere gemeinsame Lernen für alle Kinder bis zur Entscheidung: Realschule, Gymnasium oder handwerkliche Laufbahn.

Alle würden voneinander profitieren. Die Mär vom homogenen Lernen ist doch längst widerlegt. Solche Methoden des Wissenserwerbs lassen sich doch schon kaum noch bei Erwachsenen praktizieren. Nur wenn alle absolut im Gleichschritt gehen möchten, sieht das nach etwas aus. Wenn nicht, ist es viel besser, jeder geht von Haus aus in seinem individuellen Tempo. Wer möchte den absoluten Gleichschritt?

Und noch eines stellt diese Studie ganz klar dar: Die verbindliche Zuweisung der Schullaufbahn, wie in Bayern praktiziert, ist eine Benachteiligung bildungsferner Familien. Wer darf sich bitte anmaßen, den Kindern aus diesen Familien den Zugang zur Hochschulreife durch scheinbar unnötige Hürden zu erschweren oder gar verhindern?

Im Internet habe ich zum Thema Homogene Lerngruppen: "eine didaktische Fiktion und pädagogische Sackgasse" ein interessantes Dokument gefunden. Es zeigt sehr anschaulich auf, warum Homogenität weder wünschenswert, noch möglich oder gar produktiv ist.

So, nun kommen Sie gut rüber und erleben einen guten Start ins neue Jahr 2016!

Herzliche Grüße
Ihr Thomas Becker und das Team der Aktion gute Schule e.V. 


 


Die Themen des heutigen Newsletters:

 

 

Neu: Suchfunktion auf unserer Homepage

Unsere Homepage ist inzwischen reichlich mit Informationen angefüllt. Eine Orientierung ist trotz der verschiedenen Rubriken nicht mehr ganz einfach und erfordert nicht selten ein wenig Geduld an die gewünschte Information zu kommen. Also haben wir eine Suchfunktion eingerichtet. Obwohl noch nicht alle Beiträge und Bereiche unseres Portals für die Suche indiziert wurden, können Sie diese neue Funktion bereits jetzt ausprobieren.

Und nicht nur, weil das Thema Bildung nun einmal sehr vielschichtig ist, können Sie in verschiedenen Ebenen suchen. Die eingesetzte Technik erlaubt das Durchsuchen der Suchergebnisse. Somit hoffen wir, dass Sie ganz schnell an das Thema Ihrer Wahl gelangen werden. Sukzessive wird die Indexierung fortgesetzt.

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Spicken erlaubt - Der Lerneffekt ist enorm

Spickzettel und der Hauch des Verbotenen…. 
Seit je her sind Spickzettel verboten. Wer beim Schummeln erwischt wird, bekommt die Arbeit abgenommen und sofort eine 6. Doch seit je her wird trotzdem gespickt. In Nürnberg gibt es sogar ein Spickzettelmuseum! Fragt man google nach Spickzetteln, spuckt es viele Ergebnisse aus. U.a. eine Seite über die besten Spickzettel. Sogar auf Lehrerseiten findet man viele Artikel über das Spicken. Auf Lehrerfreund.de erklärt ein Lehrer, warum und wie er Spickzettel erlaubt.

Einer meiner Kollegen erzählte mir schon vor einigen Jahren davon. Auch er erlaubte seinen Schülern mit bestimmten Auflagen das Spicken. Seine Überlegungen dazu waren, dass Schüler sich auf jeden Fall mit dem Stoff beschäftigen, wenn sie überlegen müssen, was auf den Spicker soll. - Es war eine bestimmte Maximalgröße vorgegeben! Schon alleine das Wissen, dass man im Notfall drauf schauen darf, entspannte die Schüler so sehr, dass die wenigsten den Spicker überhaupt brauchten. Das ist der psychologische Effekt des Plan "B".

Eine andere Kollegin erstellt mit ihren Schülern - auch in der Oberstufe - immer ein Lernplakat zum aktuellen Thema. Dieses hängt das ganze Jahr im Klassenzimmer, so sind alle relevanten Daten und Infos immer präsent. - Sogar während einer Schulaufgabe. Manche Schüler, erzählte sie mir, würden auch nachsehen. Darüber freut sie sich, denn sie müssen sich auch schon vorher mit dem Plakat beschäftigt haben, sonst könnten sie sich auf die Schnelle nicht orientieren und auch nicht die passenden Infos des Plakates mit der erforderlichen Antwort verknüpfen. Auch Schüler, die während des Unterrichts mit ihrer Aufmerksamkeit umherschweiften, würden so immer wieder bewusst, wie unbewusst die Themen wiederholen.

Nun kann es viele Kritiker geben, die das Ganze als "Unterschleif" bezeichnen möchten. Nach Fairness und wirklichem Wissen rufen. Fairness ist gegeben, denn jeder hat die gleichen Chancen. Wirkliches Wissen ist ebenfalls vorhanden, sonst könnten die Schüler mit den "Wissenszipfeln" gar nichts anfangen. Was spricht dagegen, sich mal schnell zu vergewissern, ob die Idee im Kopf richtig ist und eine kleine "Wissenslücke" auf diese Art und Weise zu schließen? - Warum nutzen Erwachsene PowerPoint-Präsentationen? Nicht wirklich zur Visualisierung für das Auditorium! Dafür steht zu viel auf den überladenen Folien, es sind schlicht und einfach Spickzettel. Folien für Lehrer auf dem Overheadprojektor? Tafelbilder? - Alles als Spickzettel verwendbar!

Die Zeiten des reinen Auswendiglernens sind vorbei! Informationen sind heute überall abrufbar. Wissen ist, die Informationen zu verknüpfen und sie in einen sinnvollen, anwendungsbezogenen Kontext zu bringen. Das sind die Kompetenzen, die wir heute schon brauchen und immer mehr brauchen werden.
Ein Hoch auf Spickzettel und vor allem die Pädagogen, die sie fördern!

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Studie zur Elternpartizipation, wir unterstützen die UNI Passau - helfen Sie mit

Die UNI Passau (Lehrstuhl für Grundschulpädagogik) bereitet eine wissenschaftliche Untersuchung zum Thema Elternpartizipation an der Schule vor. Im Rahmen dieser Studie soll ermittelt werden, welche Möglichkeiten Eltern angeboten werden und welche sie bereits nutzen um sich am Dialog rund um ihre schulpflichtigen Kinder zu beteiligen.

Gleichzeitig ist es Ziel dieser Erhebung zu ermitteln, ob Eltern bzw. Erziehungsberechtigte weitere Möglichkeiten sehen oder wünschen sich einzubringen. Um möglichst detaillierte Ergebnisse zu erreichen wird es eine Fragebogenaktion geben und es werden Interviews geführt. Bitte melden Sie sich bei uns, wenn Sie für ein Interview zu diesem Thema zur Verfügung stehen - wir leiten Ihre Adresse dann an den Lehrstuhl weiter, damit Kontakt mit Ihnen aufgenommen werden kann. Bitte hier eine E-Mail schreiben.

Ach ja, nicht jedem ist bekannt, dass es in Bayern noch immer keine gesetzlich verankerte und demokratisch gewählte Elternvertretung gibt. Somit findet beispielsweise kein offizieller Austausch über die Grenzen der "eigenen Schule" hinaus statt. Hier müssen sich nach wie vor ehrenamtliche oder beitragsfinanzierte Elternorganisationen um das kümmern, was in 14 anderen Bundesländern gesetzlich geregelt ist.

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Neues bayerisches Schulgesetz geplant

Bayerisches Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst erarbeitet derzeit eine neue Schulordnung. Somit soll es eine schulartübergreifende Regelungen für alle Schulen in Bayern (Bayerische Schulordnung – BaySchO) geben. Es wurde ein Problem erkannt: Die fehlende Harmonisierung der Schulordnungen. Für die Grundschulen, die Mittelschulen, die Realschulen, die Gymnasien und die Berufsschulen soll es zukünftig eine einzige Schulordnung geben. Nun wäre es ja hämisch zu schreiben, das haben wir davon uns ein mehrgliedriges Schulsystem zu leisten - deshalb haben wir darauf verzichtet und machten uns lieber auf die Suche nach wie wir meinen wichtigen Schlüsselwörtern.

Unsere Suche ergab nichts, keine Treffer bei diesen Begriffen: Freude, freuen, freundlich (Außer Anwenderfreundliche Gestaltung im Hinblick auf den Text), Wertschätzung, Liebe, Partner, Partnerschaft.

Es mag bestimmt sehr viel Interessantes und auch Wichtiges in dieser neuen BaySchO stehen. Auch soll sie angeblich auch noch nicht einmal etwas kosten. Explizit steht zu lesen, dass weder Kosten für den Staat, die Kommunen oder für die Wirtschaft und den Bürger entstehen sollen. Wie soll das funktionieren? Saßen da vielleicht Beamten und Beamtinnen herum, die grad nichts zu tun hatten und dann diese neue BaySchO auf der Taufe gehoben haben? An die 100 Seiten Dokumentation. Das würden wir uns doch gern mal detaillierter erklären lassen - so etwas erscheint uns doch sehr unwahrscheinlich.

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Hausaufgaben sind Quatsch

Der Journalist Armin Himmelrath beschäftigte sich mit dem Sinn von Hausaufgaben: Sie bringen nichts und sind deshalb Zeitverschwendung, so sein Ergebnis. Vielmehr sollen selbstständige Lernphasen für Kinder im schulischen Umfeld eingerichtet werden.

Himmelrath weiter, seit über 500 Jahren gibt es Hausaufgaben im deutschen Schulsystem aber bisher keine wissenschaftliche Studie, die den Nutzen dieser Art zu lernen beweist.

Wir sehen noch einen wichtigen Grund, sich gegen Hausaufgaben auszusprechen. Sie widersprechen dem Streben nach Bildungsgerechtigkeit. Würde ein Lernen mit Hausaufgaben funktionieren, förderten sie in hohem Maße die Bildungs-Ungerechtigkeit in unserer Bevölkerung. Kinder mit Hilfe aus dem Elternhaus wären aufgrund dieses Umstandes bevorzugt.

Hier gibt es ein Interview von Armin Himmelrath zu lesen

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Immer noch keine Antwort vom bayerischen Kultusminister in Sachen Lernwelten

Seit 8 Wochen warten wir auf Antwort. Die Frage scheint wohl nicht so einfach zu beantworten zu sein.

Unser Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle weihte das Schmuttertal-Gymnasium ein. Er sprach sogar von einem Leuchtturmprojekt. "Offene Lernlandschaften ermöglichen es, die besonderen Bedürfnisse der Gymnasiasten jeder Jahrgangsstufe entsprechend zu berücksichtigen", stellte der Minister fest. Das Raumkonzept biete nämlich optimale Rahmenbedingungen für einen modernen Unterricht: Selbsttätigkeit, individuelles Lernen, aber auch Lernen im Team sowie ein methodisch abwechslungsreicher Unterricht würden den Schülerinnen und Schülern helfen, grundlegende Kompetenzen nachhaltig zu erwerben.

Genau dieser Meinung sind wir auch! Aber wie sieht es mit den über 400 anderen Gymnasien in Bayern aus? Diese bieten dann den SchülerInnen offenbar keine optimalen Rahmenbedingungen. Außer denen, die ähnliche Raumkonzepte haben - und deren Anzahl ist höchst überschaubar, vermutlich noch nicht einmal im zweistelligen Bereich. Also so um die 2 bis 3 % aller Gymnasien.

Nachdem der Kultusminister nun offene Lernlandschaften so hoch schätzt, wo bleiben denn die Bestrebungen diese so erfolgversprechenden Maßnahmen flächendeckend einzuführen? Auch benötigen wir dafür LehrerInnen, die mit diesen völlig anderen Anforderungen an das Unterrichtsgeschehen entsprechend umgehen können. Deshalb fragten wir Herrn Spaenle wie er das im Rahmen der Lehrerausbildung verankert, damit zukünftig alle Lehrer so unterrichten können.

Hier können Sie unsere Anfrage an das Kultusministerium lesen

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Kurz gemeldet        

·         Unsere neueste prominente Unterstützerin
Gundula Gause ,  Journalistin und Nachrichtenmoderatorin im ZDF, Botschafterin der Aktion „SCHAU HIN, was Deine Kinder mit Medien machen

·         Verfehlte Bildungspolitik: Jeder siebte junge Mensch ohne Berufsabschluss
SPIEGEL ONLINE SCHULSPIEGEL: Mehr Geld für Bildung, weniger Abbrecher und Ungelernte: Eine "Bildungsrepublik" wollte Kanzlerin Merkel bis 2015 schaffen. Doch ihre Ziele verfehlt die Bundesregierung dramatisch, offenbart eine aktuelle Bilanz.

·         BILDUNGSTAGE München: Die Bildungsmesse für Eltern und Schüler 
Die BILDUNGSTAGE München (30. + 31. Januar 2016) sind ein in Deutschland einzigartiges Messeprojekt: Hier können die Adressaten der schulischen Bildung – Eltern und Schüler – zu den wichtigen Entscheidungen und Fragen, die sie betreffen, sich informieren, austauschen und einen persönlichen Eindruck verschaffen.
Aktion gute Schule ist mit einem eigenen Stand vertreten und freut sich auf Sie - kommen Sie vorbei - Der Eintritt ist kostenlos

·         Nach wie vor: Bildungsratgeber kostenlos abzugeben.

 

Gegen Versandkostenübernahme (3 Euro) schicken wir Ihnen (solange der Vorrat reicht), den RATGEBER Bildung (Verkaufspreis 6 Euro). Das Heft entstand 2010 in Kooperation mit dem Deutschen Schulpreis und hat bis heute kaum etwas an Aktualität eingebüßt.

Bitte hier per E-Mail bestellen.
Aus dem Editorial: Liebe Eltern, wir haben ein Heft gemacht für Väter und Mütter, die wollen, dass ihre Kinder mit Freude zur Schule gehen. Ein Heft, wie wir es selbst gern vor der Einschulung unserer Kinder gelesen hätten.

Bitte üben Sie sich ggf. etwas in Geduld, der Versand erfolgt stets einmal pro Woche - Danke!



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Newsletter 69- 12/2015

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