O B E N O H N E …
… Bildungs-Kompetenz
Sitz der Kultusminsterkonferenz in Bonn –
(Urheberschaft des Bildes in Wikipedia)
KMK – Konferenz der Seiteneinsteiger *
von Horst Költze
„Kaum glaublich, aber wahr!“ empört sich Elternvertreterin Anna Zilla**. 63% der Kultusministerkonferenz sind Seiteneinsteiger. Nur drei von sechzehn Kultusministerinnen/Kultusministern verfügen über Unterrichtserfahrung. Und diese beiden auch nur über einen Zeitraum zwischen drei und fünf Jahren in einem Gymnasium, nicht in einer Brennpunktschule.
Tabelle I
PERSONAL-ANALYSE DER KULTUSMINISTERKONFERENZ
|
||||||
Lfd. Nummer |
Bundesland |
Name |
Berufliche Sozialisation |
Aktive Unterichtserfahrung JA NEIN |
||
1 |
Baden-Württemberg |
Eisenmann, Susanne |
26 Jahre Politikerin |
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X |
|
2 |
Bayern |
Sibler, Bernd |
3 Jahre Gymnasial-Lehrer
|
X |
|
|
3 |
Berlin |
Scheeres, Sandra |
Dipl. Pädagogin |
|
X |
|
4 |
Brandenburg |
Ernst, Britta |
Ökonomin |
|
X |
|
5 |
Bremen |
Bogedan, Claudia |
Sozialwiss. |
|
X |
|
6 |
Hamburg |
Rabe, Ties |
5 Jahre Gymnasial-Lehrer
|
X |
|
|
7 |
Hessen |
Lorz, Ralf Alexander |
Jurist |
|
X |
|
8 |
Mecklenburg-Vorpommern |
Hesse, Birgit |
Juristin |
|
X |
|
9 |
Niedersachsen |
Tonne, Grant Hendrik |
Jurist |
|
X |
|
10 |
Nordrhein-Westfalen |
Gebauer, Ivon |
Rechtsfachangestellte, Kauffrau |
|
X |
|
11 |
Rheinland-Pfalz |
Hubig, Stefanie |
Juristin |
|
|
|
12 |
Saarland |
Commercon, Ulrich |
Politikwissenschaftler |
|
X |
|
13 |
Sachsen |
Piwarz, Christian |
Jurist |
|
X |
|
14 |
Sachsen-Anhalt |
Tullner, Marco |
Politikwissenschaftler |
|
X |
|
15 |
Schleswig-Holstein |
Prien, Karin |
Juristin |
|
X |
|
16 |
Thüringen |
Holter, Helmut |
Bau-Ingenieur |
|
X |
|
13 von 16 Kultusministerinnen/Kultusministern haben keine Unterrichtserfahrung!
Tabelle II
PERSONAL-ANALYSE DER AMTSCHEFSKONFERENZ
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||||||
Lfd. Nummer |
Bundesland |
Name |
Berufliche Sozialisation |
Aktive Unterichtserfahrung JA NEIN |
||
1 |
Baden-Württemberg |
Windey, Gerda |
Juristin |
|
X |
|
2 |
Bayern |
Püls, Herbert |
?
|
|
X |
|
3 |
Berlin |
Rackles, Mark |
Dipl. Kaufmann Dipl. Politologe |
|
X |
|
4 |
Brandenburg |
Dr. Gutheil, Ulrike |
Juristin |
|
X |
|
5 |
Bremen |
Pietrzok, Frank |
Dipl Politiloge |
|
X |
|
6 |
Hamburg |
Schulz, Rainer |
Studienrat für Blinde und Sehbehinderte
|
X |
|
|
7 |
Hessen |
Dr. Lösel, Manuel |
6 Jahre Studienrat |
X |
|
|
8 |
Mecklenburg-Vorpommern |
Freiberg, Steffen |
Politikwissenschaftler |
|
X |
|
9 |
Niedersachsen |
Willamovius, Gaby |
Juristin, Erzieh. Wiss. |
|
X |
|
10 |
Nordrhein-Westfalen |
Richter, Mathias |
Dipl Volkswirt |
|
X |
|
11 |
Rheinland-Pfalz |
Beckmann, Hans |
4 Jahre Studienrat |
X |
|
|
12 |
Saarland |
Streichert-Clivot, Christine |
Politikwissen- schaftlerin |
|
X |
|
13 |
Sachsen |
Wolff, Herbert |
Jurist |
|
X |
|
14 |
Sachsen-Anhalt |
Feußner, Eva |
14 Jahre Lehrerin |
X |
|
|
15 |
Schleswig-Holstein |
Dr. Stenke, Dorit |
Erzieh. Wiss, Soziologie, Psychologie |
|
X |
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16 |
Thüringen |
Oler, Gabi |
2 Jahre Lehrerin nur Deutsch als Fremsprache |
X |
|
|
11 von 16 Amtschefs haben keine Unterrichtserfahrung!
Anstatt diese Thesen zu verbreiten, wünschen wir uns vom Kultusministerium einen offenen und konstruktiven Umgang mit den Anliegen und Erfahrungen der sogenannten Reformpädagogen sowie einem ehrlichen und offenen Austausch mit den Eltern. Somit könnte im Interesse der Kinder und auch der Lehrer viel Druck aus den Schulen genommen werden.
Ein fortwährendes Behaupten, wir hätten ja längst eines der besten Schulsysteme im Land oder gar im europäischen Vergleich, bringt uns dagegen nicht weiter.
Punkt 3, "Frontalunterricht ist schlecht" stellt einen krassen Widerspruch zu jenen Schulen dar, die mit z.B. dem deutschen Schulpreis ausgezeichnet wurden. Außerdem passen diese Behauptungen nicht zu den Entwicklungen der Lernhauskonzepte.
Die Landeshauptstadt München wird alle zukünftigen Schulneubauten und größeren Renovierungen unter den Vorgaben des "Münchener Lernhauskonzeptes" durchführen. Hier sind architektonisch die Voraussetzungen geschaffen, möglichst keinen Frontalunterricht mehr durchzuführen.
Interessant in diesem Zusammenhang auch dieses:
Bayerisches Kultusministerium befürwortet das Unterrichten in Lernlandschaften
Wir besuchten die Willy-Brandt-Gesamtschule in München. Auf der Internetseite des bayerischen Kultusministeriums ist diese Schule unter der Bezeichnung "Schulen besonderer Art" eingereiht. Wir meinen dass das in vollem Umfang zutrifft. Das, was Cornelia Folger (Rektorin) dort mit Ihrem Kollegium auf die Beine stellt ist außergewöhnlich. Eine Schule, gelegen in einem Stadtteil mit einem hohen Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund, hat sich erfolgreich auf den Weg gemacht und stellte ihr pädagogisches Konzept um.
Man kann es förmlich spüren, wie groß das innere Feuer der Begeisterung ist, wenn Eddy Arndt, SOL-Beauftragter (Selbst Organisiertes Lernen) darüber spricht, wir er sich einen guten Unterricht vorstellt.
Nicht nur die die KollegInnen, auch die Eltern tun sich zunächst schwer, sich mit dieser, für viele neuen und doch so verblüffend wirkungsvollen Unterrichtsform zu befassen. Die SchülerInnen entscheiden selber, was sie wann wie lernen? Vermutlich muss das jeder erst einmal ein Stück weit selbst erleben dürfen, damit der Gewinn, der für alle Beteiligten daraus entsteht, wirklich greifbar wird. Sicher liegt es zum Großteil daran, dass wir fast alle durch das bisherige Schulsystem konditioniert sind. Irgendwie hat es ja meist auch geklappt.
"Wir wissen nichts besser, wir wissen nur mehr als unsere SchülerInnen." Vielleicht entspringt dieser Grundhaltung jene so wichtige Maxime, die immer wieder herauszuhören ist: Wertschätzung. Was sich so einfach anhört, erleichtern ihm den Umgang mit den SchülerInnen enorm. In einer Präsentation beschreibt er es ein Stück weit genauer >Wertschätzende Haltung und Interaktion<. Diese Grundhaltung trägt bald Früchte. "Heute brauche ich in der Klasse so gut wie keine Regeln mehr, die Schüler entwischen mir nicht mehr, denn sie möchten die Beziehung zwischen uns nicht gefährden".
Natürlich gehört noch einiges mehr dazu, damit SOL gelingen kann. Zum Beispiel ein transparenter und motivierende Unterrichtsleitfaden. Kombiniert mit Bildern oder Filmmaterial zeigt auf, wo sich das Jahrgangs oder Etappenziel befindet. Hier kann stets abgelesen werden, wo die Klasse sich derzeit befindet - oder besser befinden sollte. Genau, sollte! Jeder lernt in seinem Tempo. Kaum Frontalunterricht, bestenfalls zur Impulsgebung. Anschließend wird mit persönlichen Kann-Listen gearbeitet. Dadurch wird der Lernfortschritt transparent. Arndt kann bei jedem sehen, wie sich das persönliche Lern-Punkte-Konto entwickelt. Genauso so wichtig: Die SchülerInnen haben es damit ebenfalls stets vor Augen.
Der Begriff "Kann-Liste" beinhaltet zwei wichtige Aspekte. Was kann ich schon und was kann ich noch tun. Können, nicht müssen. Kein Druck zum Lernen, Freiwilligkeit. Die SchülerInnen setzen sich persönliche Ziele, planen ihre Lerneinheiten und Pausen selbst. Wer sich zu viel Pause genehmigt, merkt das an seinem Punktekonto. Die Erkenntnis ist ebenso simpel wie wirkungsvoll - es funktioniert.
Nun ist die Willy-Brandt-Gesamtschule ja eine integrierte Schule die zum Qualifizierenden Hauptschulabschluss, der mittleren Reife und dem Abitur führt. Dort wo sich bisher Leistungsgruppen befanden, sind heute die einzelnen Aufgaben nach den verschiedenen Schwierigkeitsgraden gekennzeichnet. Der Hauptschüler beispielsweise erkennt, welche Anforderungen an einen Realschüler gestellt sind und kann sich somit ganz fließend in die Realschule lernen. Das fördert die Selbsteinschätzung und Motivation. Es gibt keine Trennung, gemeinsames Lernen ist Wirklichkeit. Und genau dieses gemeinsames Lernen bringt viel Positives mit sich. Drei Jahrgangsstufen - 5/6/7 haben über den Unterrichtsstoff permanent Kontakt zu einander, so zumindest ein Etappenziel von Arndt, denn das sollte noch besser funktionieren als bisher. Die räumliche Trennung und auch alte Gewohnheiten stehen noch etwas im Weg ....
Wer anderen hilft oder selber Hilfe in Anspruch nimmt, füllt sein Punktekonto auf. Dafür gibt es in den Lernateliers einen Marktplatz für Helfer und Hilfe Suchende. Benötigt jemand Hilfe, begibt er sich an den Helfertisch oder pinnt seine Annonce an das schwarze Brett. Man muss nicht lange warten bis Unterstützung eintrifft. Das Punktekonto beider wird dadurch angereichert. Ein Ansporn zum Helfen und sich helfen lassen, eine hervorragende Möglichkeit zur Ausprägung der Sozialkompetenz.
Neue Lernabschnitte, die in Themen verfasst sind werden den SchülerInnen zunächst vorgestellt. Anschließend reflektieren kleine Teams das Thema und präsentieren es sich gegenseitig. Eine persönliche Zeitbedarfsplanung rundet den Start in die Lerneinheit dann ab. Die hohe Selbstständigkeit seiner SchülerInnen liefert Arndt den Freiraum dafür, sich individuell dort einzubringen, wo seine Hilfe benötigt wird. Wer sein Pensum selbstständig schafft, braucht dabei keine weitere Betreuung. Auch stehen die anderen SchülerInnen zur Mithilfe parat.
Wohl der gravierendste Unterschied zum Einheitsunterricht, in dem die LehrerInnen vorgeben, dass alle gleichzeitig das selbe zu lernen haben. Hierbei eine Horde von Heranwachsenden permanent zur Aufmerksamkeit zu motivieren kostet garantiert mehr Kraft als SOL. Hier bleibt nicht selten der Einzelne auf der Strecke und viele LehrerInnen gleich mit dazu. Arndt hat für jedes Kind die Zeit, die es braucht und jede Menge kleine HilfslehrerInnen, pro Klasse so an die 25 Stück.
Heute wünscht Arndt sich noch einen Gruppenraum für die neu entstandenen Lernhäuser, am besten einen, in dem sich die LehrerInnen und die SchülerInnen treffen können. Selbstverständlich sind bei diesem pädagogischem Konzept auch die Reflektion und die pädagogische Unterstützung unter den Lehrern beinhaltet. Das dient nicht nur der persönlichen Fortentwicklung, es festigt auch die Gemeinschaft - so wie bei den SchülerInnen halt auch.
Wir wünschen uns noch viele Schulen, in denen mit der nötigen Portion Wertschätzung das pädagogische Konzept aufgewertet wird.
Eines dabei ist sicher: Wer Wertschätzung erfahren möchte, erhält sie am ehesten, wenn er sie selber lebt.
(Dieser Bericht resultiert aus unserem Besuch vom 26.11.2013)
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Am 17.02.2014 traf sich Aktion gute Schule mit dem Elternbeirat. Dieser steht absolut positiv gegenüber dieser Entwicklung. Selbstverständlich waren Schwierigkeiten bei der SOL-Einführung zu verzeichnen, aber die Erfolge stehen eindeutig dafür.
Selbst wenn derzeit noch nicht in allen Fächern das selbstorganisierte Lernen praktiziert werden kann, alle der Elternbeiratsmitglieder stehen für eine klare Befürwortung. Ein weiterer Vorteil wird darin gesehen, dass die Hausaufgaben weitgehend wegfallen konnten.
Besonders positiv erlebt wird auch die Steigerung des Klassenzusammenhalts durch das praktizierte gegenseitige Helfen (Helfertisch-Konzept).
Ein Elternteil berichtete, dass das Kind nach dem Wechsel von einer Grundschule auf die WBG geradezu aufblühte. Das wurde dem deutlich verminderten Druck im alltäglichen Unterricht zugeschrieben.
Zum unserem Treffe waren auch SchülervertreterInnen anwesend. Diese berichteten, dass sie die Einführung durchaus als gewöhnungsbedürftig erlebten. Trotzdem möchten auch sie nicht mehr zu den vorherigen Unterrichtsstrukturen zurückkehren.
Eines ist für die SchülerInnen auch sehr schnell klar geworden: In 45-Minuten-Einheiten kann ohnehin kaum etwas vernünftig gelernt werden - es werden mindestens 90-Minuten-Takte benötigt.
Homepage der Willy-Brandt-Gesamtschule in München
(Tipp: Sehen Sie sich dort die Rubrik "Selbst organisiertes Lernen" näher an)
Das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur in Österreich hat den Film alphabet als so wertvoll für schulische Belange eingestuft, dass er den Schulen zur Ansicht empfohlen wird.
Eine derartige Einstellung hat uns sehr gefreut und überrascht zugleich. Geht doch Erwin Wagenhofer in seinem Film eindeutig auf die Unzulänglichkeiten des PISA-getriebene Schulsystems mit seinen Auswirkungen auf die Gesellschaft ein. Wir wünschen uns für Bayern und die anderen deutschen Bundesländer eine ebenso offene Haltung!
Das offizielle Schreiben des Ministeriums
Eine deutliche Darstellung wie abhängig die Schulbildung vom Elternhaus ist. Argumente, wie "wer nicht lernen will, lernt auch nicht", erscheinen plausibel, passen jedoch nur zum derzeitigen selektiven und nicht individuell fördernden Bildungssystem. Kümmern wir uns um alle Kinder gleichermaßen, haben alle auch die gleiche Chance. Scheitere ich allein schon daran, dass die Eltern nicht bei den Hausaufgaben helfen können, wird das Ausmaß des Mangels richtig deutlich.
...eine aussagekräftige Grafik dazu
Die Stadt Kempten führte eine Umfangreiche Studie durch, in der junge Menschen zwischen 18 und 34 Jahren befragt wurden. Selbstverständlich wurde dabei das Thema Bildung gründlich beleuchtet. Die Resultate decken sich mit unseren Erfahrungen und unterstreichen unsere Forderungen einmal mehr.
Hier eine kurze Zusammenfassung der wesentlichen Aussagen:
Eine wichtige Aussage:
"In Zusammenhang mit dem Leistungsdruck, den die Schüler immer wieder in der Studie beschreiben, erkennen wir hier das offensichtlich bewusste Verbreiten von Angststimmung seitens der Schule.
Denn sobald die jungen Deutschen älter werden und realistische Bilder vom Beruf bekommen, geht der Wert drastisch nach unten."
...eine Grafik zu dieser Aussage
Originalton eines jungen Menschen: „Den Kindern nicht den Spaß am Lernen nehmen, keine Abhängigkeit des Abschlusses von sozialer und globaler Herkunft.."
Die gesamte Studie als PDF-Dokument
(Thema Bildung ab Seite 12)
Mit der Einführung der sechsstufigen Realschule (2000) in Bayern, wurde das Eintrittsalter für die Real- und Haupt/Mittelschüler um zwei Jahre heruntergesetzt. Die Kinder werden somit bereits nach der 4. anstelle der 6. Jahrgangsstufe selektiert.
Das CESifo GmbH (ifo Institut) bescheinigt dieser Maßnahme eine Verschlechterung der Leseleistung und den Rückgang leistungsstarker Schüler. Für uns ein weiterer Nachweis, dass endlich auf die frühe, besser noch vollständig auf eine Selektion mit den heutigen Mittel, verzichtet werden muss.
Artikel auf der Homepage der CESifo GmbH
Artikel als PDF
Kinderschule Bremen, vergleichen Sie mal den Tagesablauf mit dem, den Ihre Kinder haben. Warum geht das nicht in allen Schulen, wenn es dort schon funktioniert? ..seit 30 Jahren übrigens. Was hält die Verantwortlichen ab, sich ein solches Konzept zum Vorbild zu nehmen? Es bringt offensichtlich hervorragende Erfolge.
Die Thematisierung der unterschiedlichen Kulturen wird hier z.B. als wichtiger Bestandteil des Schullebens betrachtet. In diese Schule befinden sich ca. 20% Kinder aus binationalen Familien.
Tagesablauf Kinderschule Bremen
Einen sehr interessanter Artikel über den Stellenwert der Schulnoten in unseren Köpfen und in der Praxis. Es muss nicht das so weitergemacht werden, was schon
immer schon war - noch dazu wenn es widerlegt ist. Lassen Sie uns dieses Thema vernünftig diskutieren und den Verantwortlichen nahelegen, sich mit den
Erkenntnissen der Spezialisten auseinanderzusetzen.
"Wir wissen seit vielen Jahren, dass Noten weder besonders objektiv sind noch die oft angeführte Vergleichbarkeit bieten."
(Hans Brügelmann, deutscher Grundschulpädagoge und Schriftsprachdidaktiker)
Artikel in DiePresse.com
das Unterrichten in Lernlandschaften. Als wir das Albrecht-Ernst-Gymnasium in Oettingen besuchten (hier unser Bericht), waren wir begeistert, was alles möglich ist, wenn sich Schulleitung und Lehrer fortschrittliche Gedanken über das pädagogische Konzept anstellen und dementsprechend handeln. Überzeugen Sie sich selbst, dass auch das Bayerische Kultusministerium sich nicht nur lobend über diese Erfolge äußert, sondern ausdrücklich zur Nachahmung anregt (hier ein entsprechendes Schreiben).
Alle, die an der positiven Weiterentwicklung des Schulprofils "der eignen Schule" interessiert sind, mögen doch bitte dieses Schreiben als Ermutigung und Startsignal bewerten, noch vorhandene alte Zöpfe baldmöglichst abzuschneiden - es gibt so vieles zu tun. Im Interesse aller Kinder und unserer Lehrer dürfen wir nicht länger damit warten.
Schreiben des KM
(Mit freundlicher Genehmigung von Claudia Langer (OstD, Schulleitung AEG) und Walter Gremm (Mdgt, KM Abt. VI Gymnasien))
Mit dieser Zusammenfassung möchte ich die Evangelische Schule Berlin Zentrum vorstellen, so wie es die Schulleiterin Margret Rasfeld und ihre beiden Schülerinnen beim Vortrag in der Montessorischule Biberkor getan haben. Ich, wie auch zahlreiche auszeichnende Jurys, empfinde diese Schule als eine der besten Schulen des Landes, weshalb mein Text zwar lang geworden ist, aber noch lange nicht alle Qualitäten dieser Schule umfasst.
Welche Kompetenzen brauchen die SchülerInnen* von morgen?
(* Aus Gründen der Einfachheit wird im Folgenden auf Gendern verzichtet)
Verfasst von Eva Hack, Lehramtsstudentin
(Eine Schule für Alle – in Bayern e.V.)
Seit 2007 ist Margret Rasfeld Schulleiterin der Evangelischen Schule Berlin Zentrum, davor leitete sie eine ebenfalls "ausgezeichnete" Gesamtschule in Essen und entwickelte diese Schule essentiell weiter. Frau Rasfeld stellte sich, als sie nach Berlin kam und die neu gegründete Gemeinschaftsschule anfing zu leiten, die Frage, was Schüler von heute können sollten:
..denn Wissen hätten wir Deutschland genug, es gäbe ein Handlungsdefizit bei uns, ein Umsetzungsdefizit! Wichtige Impulsworte sind für sie "Verständigung und Verantwortung".
Außerdem müssen Lehrer Schatzsucher sein, sie sollen die Potenziale der Schüler entdecken und sie in ihren Stärken fördern.
In unserer Gesellschaft wird `competition` immer als Wettbewerb verstanden, jeder gegen jeden. Stattdessen ginge es darum, sich auf eine gemeinsame Suche von Lösungen zu begeben. Das Zeitalter der Einzelkämpfer ist vorbei, es wurde alles, was alleine entwickelt werden konnte, in der Wissenschaft erforscht, nun können nur noch gemeinsam, mit vielen kreativen Köpfen Lösungen gefunden werden.
Puschkin schrieb einmal: "Wie still wäre es in einem Wald, wenn nur die begabtesten Vögel sängen." Heterogenität ist normal und eigentlich überall gewünscht, jeder strebt nach größtmöglicher Individualität. Daher ist eine Gemeinschaftsschule genau das richtige, sie spiegelt unsere Gesellschaft optimal wieder und bereitet daher auf das Leben und die Arbeitswelt vor!
Außerdem hat sich diese Gemeinschaftsschule das Attribut Agenda-Schule gegeben, sie engagiert sich dafür, die in der UNO entwickelte Agenda 21, umzusetzen. Frau Rasfeld stellt immer wieder die Frage, in welcher Welt wir leben wollen: In einer Welt, die die Erde ausbeutet, in der sich Gesellschaften in arm und reich spalten, Gemeinwohl- und Demokratiegedanken und Empathie verloren gehen?
Was brauchen Schüler in unserer Gesellschaft und Welt, fragte Frau Rasfeld ihre Schülerinnen an diesem Abend, diese antworteten folgendes:
Träume und Visionen, Selbstwirksamkeit, Mut, Risikobereitschaft, verrückte Ideen, Selbstbewusstsein; man sollte wissen, welche Begabungen und Talente man in sich trägt, man sollte Ziele konsequent verfolgen und wissen, dass man durch Fehler am meisten lernt! Außerdem den Mut, andere um Hilfe zu bitten und sich selbst zu organisieren und selbsttätig zu arbeiten.
Dass es keinen festen, angeborenen Intelligenzquotient gibt, wurde schon lange herausgefunden, also Schluss mit der Etikettierung hoch- oder niedrigbegabt. Lassen wir die Schüler einfach gemeinsam leben und lernen und wer welche Talente in sich trägt, wird sich zeigen!
Dass das WIR so wichtig ist in der Evangelischen Schule Berlin Zentrum zeigt sich dadurch, dass keine äußere Differenzierung von der 1. bis zur 10.Klasse erfolgt, die Jahrgangsstufenmischung in einer Klasse erstreckt sich meist über drei Jahrgänge. Dadurch ist es möglich, dass man als Schüler erst einen gleichaltrigen Schüler fragt, dann einen älteren und schließlich den/ die LehrerIn.
Es gibt eine Partnergrundschule, die ähnliche Ziele wie diese Schule verfolgt, welche die Schüler bis zur 6. Klasse beherbergt.
Gängiger Frontalunterricht wurde durch Arbeit in Lernbüros ersetzt, es gibt Lernbüros für jedes Fach mit Fachlehrern, dort verbringen die Schüler 10 Stunden pro Woche als Schulgemeinschaft, also klassengemischt. Das Material für die Lernbüros haben die Fachlehrer gemeinsam entwickelt, sie sind ja die Experten. Der Lehrplan ist dort unterteilt in einzelne Themengebiete, z.B. Bruchrechnen, um den Lehrplan vollständig abzudecken. Wann welcher Schüler im Laufe seiner Schullaufbahn was bearbeitet, ist völlig unterschiedlich, man hat ja auch unterschiedliche Vorlieben. Z.B. kann man zur selben Zeit in Mathe im Stoff schon sehr weit sein, in Deutsch dafür weiter hinten.
Noten gibt es nicht, sie fördern Konkurrenz und Vergleich, welcher völlig unnötig ist! Weshalb muss ich bitte schön wissen, wie weit der Schüler neben mir ist, ob er besser oder schlechter ist?? In Deutschland wohl hauptsächlich zur Selektion, "Erbsensortieranlage" nennt Professor Gerald Hüther das gerne. Es geht aber darum seine eigenen Lernerfolge und Entwicklung zu sehen und zu beurteilen!
Wenn ein Schüler einen Themenbereich abgeschlossen hat und sich sicher fühlt, gibt er sein Heft, in dem alles steht, was er dazu geleistet hat, seinem Lehrer. Zusätzlich schreibt er einen Test darüber. Die Beurteilung von beidem erfolgt in einem persönlichen Text im Heft. So kann auch Beziehung und Wertschätzung entstehen. Die meisten Schüler in Deutschland bekommen gerade mal eine Ziffer als Rückmeldung, das ist das Niedrigste, was man überhaupt an Rückmeldung geben kann, schimpft Frau Rasfeld. Eine Beziehungs- und Wertschätzungskultur der Lehrer mit den Schülern ist eines der Herzstücke der Gemeinschaftsschule.
Der Lehrer, hier Tutor genannt, führt am Ende jeder Woche mit seinen Schülern ein einzelnes Tutorgespräch, dafür wird von der Schulleitung viel Zeit eingeräumt. Dabei wird besprochen, was die Schüler in der kommenden Woche arbeiten, wie sie zur Zeit voran kommen und wie es ihnen geht, was gerade zuhause oder bei Projektarbeiten los ist. Die Dokumentation über alles findet im Logbuch des Schülers statt.
Neben der Freien Lernzeit jeden Morgen stehen z.B. noch Klassen- und Schulrat und Projektunterricht auf dem Stundenplan. Grundsätzlich geht die Schule bis circa 15.30 Uhr. Vier Unterrichtsstunden am Stück, einmal pro Woche, arbeiten die Schüler an einem Projekt, das etwas bewirkt, also umgesetzt wird. Dabei kooperiert die Schule mit zahlreichen Partnern in Berlin, die die Hilfe und Kreativität der Schüler super gebrauchen können.
Ein weiteres Gemeinschaftselement der Schule, die Schulversammlung, findet jeden Freitag statt, es nehmen alle Schüler und Lehrer teil, eine Klasse bereitet jeweils die Moderation und musikalische Umrandung vor. Dabei wird jede Woche ein neues Lied vorbereitet und gesungen; eine der Schülerinnen erzählte gänsehaut-fühlend wie es sei, wenn mehrere hundert Schüler "We are the World" singen.
Außerdem werden Geburtstage besungen und es können Schüler wie Lehrer in der "Lobe" gelobt werden, für was auch immer sie diese Woche Besonderes geschafft haben. Die Schüler lernen dabei auch vor einer großen Gruppe zu sprechen, ohne Angst zu haben. Im Programmpunkt "Speed your Mind" werden Termine und Beschwerden vorgebracht.
Die für Frau Rasfeld wichtigsten Fächer ihrer Schule sind "Verantwortung" und "Herausforderung". Bei der Verantwortung geht es darum, den Schülern etwas zuzutrauen; sie lesen z.B. einmal pro Woche im Altenheim vor, geben Computerkurse für Rentner, reinigen Spielplätze von Müll, geben in der Grundschule in Kooperation mit der Regelschullehrerin Nachhilfe, leiten Gruppen in Sportvereinen oder werden Sprachbotschafter und sind dadurch "Tutoren" von Kindern, die noch Schwierigkeiten in der deutschen Sprache haben. Für die Idee, Planung und wöchentliche Durchführung sind die Schüler selbst verantwortlich.
Sie bekommen zuvor 3 Doppelstunden Einführung und einmal im Monat findet eine Reflexion mit einem Lehrer statt. Im Schulfach Verantwortung, das sich laut Rasfeld in jeder Schule problemlos einführen lässt, wird gegen unser "deutsches Handlungsdefizit" gearbeitet. Im Fach Herausforderung stellen sich die Schüler zu Beginn jeden Schuljahres einer selbst gewählten und vorbereiteten Herausforderung, 3 Wochen, mit 150 Euro in der Tasche. Klassenfahrten macht diese Schule nicht, daher sind das recht kostengünstige "Klassenfahrten" für die Eltern.
Sie organisieren sich in Gruppen oder alleine, bekommen eine Betreuungsperson (meist Studenten) an die Seite, die lediglich im Notfall zur Hilfe stehen, die Durchführung der 3 Wochen liegt in den Händen der Schüler. Sie überqueren beispielsweise ein großes Gebirge zu Fuß oder fahren mit dem Fahrrad durch Teile Deutschlands, helfen auf Bauernhöfen oder gründen eine Band bis hin zum Auftritt. Eine Schülerin schrieb in diesen drei Wochen auf einer Hütte einen 300 Seiten Roman.
Die Planung dieser Herausforderungen findet ab Februar jeden Jahres statt, danach erfolgt ein ausführliches Reflexionsgespräch. Auf der Herausforderung erleben die Schüler Frust und machen Fehler, tragen schwächere Mitglieder im Team und lernen jede Menge über Konfliktmanagement!
Hintergrundinformationen zur dieser Schule:
- Das
Selbstverständnis
dieser Schule spricht für sich.
Ein Motto der Schule: Hier hören Lehrer genau zu, damit sie wissen, was Schüler brauchen.
Schüler schulen Lehrer!
Bericht über den Besuch am Albrecht-Ernst-Gymnasium (AEG) in Oettingen
Nachstehend fasse ich das Wesentliche zusammen, das uns bei unserem Besuch ausführlich erläutert und vorgestellt wurde.
- Lernlandschaften
- Kooperativer Unterricht
- Doppelstunden
- Exen dann wenn es passt
- Unterrichtsmaterialien frei zugänglich
- Begleitnutzen
- Außerdem
- Fazit
Lernlandschaften
Eines der auffallendsten Merkmale ist der Klassenraum. Dort, wo zuvor die einzelnen Klassenräume durch Türen und den klassischen Flur voneinander getrennt waren, dominiert jetzt eine lichtdurchflutete Lernlandschaft. Ein ausgeklügeltes Raumkonzept bietet den Lehrern und Schülern Aufenthaltsregionen, passend für den jeweiligen Zweck. Die Lernräume sind ohne Türen und nur mit leichten Möbeln ausgestattet. Die Wände bilden Regalelemente mit vielen Fensterflächen. Einige Stühle, Sitzhocker und -kissen tragen zu einer wohnlichen Atmosphäre bei. Hohe Schalldämmung und ein wohnlicher, qualitativ hochwertiger Teppichboden sind noch lange nicht alles, was hier anders ist, als es die meisten von uns kennen und erleben durften.
Die klassische, zentral angeordnete Tafel ist nicht mehr vorhanden. Einzelne kleine Whiteboards, die die Kinder selbstständig platzieren und umlaufend angeordnete Pinnleisten (zum Aufhängen von Dokumenten) bieten viel Raum für die Präsentation von Anschauungsmaterial und Lernergebnissen.
Ein zentraler Aufenthaltsbereich zwischen den Klassenräumen bietet Raum für Gruppenarbeiten und Rückzugsmöglichkeit für den/die Einzelne(n).
Kooperativer Unterricht
Der Verzicht auf Frontalunterricht ist eines der entscheidenden Erfolgsrezepte am AEG. Die Lehrkraft individualisiert die Stoffvermittlung so, wie es jedes einzelne Kind braucht. Die Kinder erarbeiten sich den Stoff selbst. Das Grundprinzip: wer etwas selbst begreift, verinnerlicht es nachhaltig. Nicht der Lehrer entscheidet, wann die Kinder was zu lernen haben - die Kinder gehen ihren eigenen Weg, die Lehrer sehen sich in der Rolle des Begleiters und Beobachters, die im Idealfall im Hintergrund stehen. Erkennen sie Schwächen, können sie lenken und die Lernumgebung individuell den Kindern anpassen. Brauchen Kinder etwas länger für ein Thema, können sie genau ihrem Tempo entsprechend gefördert werden. Genau betrachtet steht jedem Kind nahezu sein eigener Privatlehrer zur Seite, der sich exakt um das individuelle Lerntempo und den Förderbedarf kümmern kann.
Dass hierbei viel weniger Frust aufkommt, sowohl auf Lehrer- als auch Schülerseite, ist nicht nur spürbar, sondern wird auch dadurch unterstrichen, dass nicht selten "über den Gong" hinaus Schule stattfindet - ups, die Stunde ist ja schon vorbei! Und das empfindet auch der Lehrer so. Die Energie, die beim Frontalunterricht in der Regel in die "Bändigung der Bande" gesteckt wird, kann hier zu Gunsten der Kinder eingesetzt werden.
Doppelstunden
Das, was einige Lehrer zunächst abschreckte, erweist sich schnell als Vorteil. Der 45-Minuten-Takt ist kaum geeignet nachhaltiges Wissen zu vermitteln. Bis die Betriebstemperatur erreicht ist, ertönt schon wieder der Gong. Die Annahme, dass der Gong (also die Pause zwischen den Lerneinheiten) wichtig sei, hat nur unter Ausübung des Frontalunterrichts Bestand, nachdem alle zur selben Zeit das Gleiche machen. Nun haben aber nicht alle zur gleichen Zeit einen Bewegungsdrang. Einige würden durch die verordnete Pause aus dem Lernprozess nahezu gerissen werden. Andere hingegen würden am liebsten schon 5 Minuten vorher die Stunde beendet sehen. Am AEG geht jeder, wenn‘s ihm „passt“. Kinder die miteinander selber etwas erarbeiten, Kinder, die begeistert sind, sich hinreißen lassen und fasziniert einem Thema folgen zu unterbrechen, gleicht dem Anstechen eines Luftballons. Versuchen Sie beim nächsten Kindergeburtstag mal eine verordnetet Pause zu befehlen! Viel Erfolg beim anschließenden "Dort-weitermachen-wo-sie-Aufhörten".
Exen dann wann es passt
Unglaublich? Nein: Wahr! Die Ex nicht als Druckmittel (nicht überall, aber viel zu häufig!). Stegreifaufgaben werden jeweils dann mit denjenigen Kindern geschrieben, bei denen der Stoff sitzt. Ist ein Schüler noch nicht so weit, greift die individuelle Förderung. Einzig Schulaufgaben müssen zum selben Zeitpunkt abgelegt werden – „wir haben ja eine Schulordnung...“
Unterrichtsmaterialien frei zugänglich
Warum den Lehrer fragen? Alle Materialien, inkl. der Lösungen (!) befinden sich in zentralen und allgemein zugänglichen Bereichen. Kinder, wie etwas wissen möchten, gehen an die entsprechende Schublade und holen es sich ganz einfach. Das fördert die Selbstständigkeit und entlastet den Lehrer. Das AEG ist übrigens für alle Kinder bis um 17:00 geöffnet. Versuchen Sie doch mal nachmittags das Schulbuch Ihres Kindes aus der Schule zu holen oder die Lösung zu einer bestimmten Gleichung zu bekommen!
Apropos Selbstständigkeit: Kinder, die es gewohnt sind, sich selbstständig mit Wissen zu versorgen, fragen ganz automatisch erst einmal in Ihrer Umgebung nach. Das gefragte Kind lernt dann durch das Erklären (Anwendung des Gelernten) automatisch noch einmal mit bzw. vertieft sein Wissen. Die offene Lernwelt erlaubt ein Fragen des anderen nahezu zu jeder Gelegenheit - versuchen Sie das mal im "Normal-Frontal-Unterricht". Da muss es ruhig sein, sonst werden ja die anderen gestört!
Es entsteht eine andere Fragekultur. Wer was wissen will, der fragt, ohne Gefahr zu laufen, als „dumm“ hingestellt zu werden.
Begleitnutzen
Das Kultusministerium soll auf das AEG aufmerksam geworden sein, weil es dort keine Lehrer-Ausfallstunden gab. Werden stets mehrere Klassen in einer Lernlandschaft durch mehrere Lehrer "versorgt", ist es bestimmt nicht schön, wenn einer fehlt - aber es braucht nicht zwingend eine Vertretung. Spiele wie Schiffe versenken im Klassenzimmer, während eine Vertretung am Pult Proben korrigiert (bestimmt nicht immer, aber das gibt es ja) ist am AEG nicht nötig, da die Kinder sowieso über die Lernlandschaft verteilt und die Unterrichtsräume durch das offene Raumkonzept (Fenster - Regalwände) untereinander einsehbar sind.
Der Aufwand zur Beseitigung von Vandalismusschäden soll deutlich unter dem liegen, was sonst hierfür investiert werden muss. Klar, wer sich positiv mit "seiner" Umgebung identifiziert macht sie nicht kaputt.
Vielleicht ist hierdurch sogar etwas einzusparen. Der Gewinn, der ist jedoch auch ohne das schon eindeutig. Jeder, der sich Gedanken über Lernen macht, müsste das AEG oder eine andere solche (es gibt sie) Schule einmal besuchen.
Außerdem
Wir besuchten mit 12 Personen diese Lernlandschaften. Stellen Sie sich einmal diese Besucherzahl in einer Schule vor und sagen dann, der Unterricht wurde nicht beeinträchtigt - unmöglich? Nein! Lehrer und Kinder schienen zwanglos jeder einer anderen Beschäftigung nachzugehen. Wir standen noch nicht mal wirklich im Wege, der Schulbetrieb lief zwanglos um uns herum weiter. Ich habe noch das Bild eines Jungen vor mir, der eingebaut von Sitzwürfeln - wie in einer kleinen Burg - ein Buch lesend - auf dem Boden lag. Ist das Schule? Ja!
Fazit
Nachdem das Kultusministerium (es war zu Besuch) diesen Schulbetrieb gestattet, sehe ich keinen Grund, das nicht in jeder Schule zumindest einmal auf den Prüfstand zu stellen. Selbstverständlich waren und sind auch in der AEG nicht alle Lehrkräfte auf Anhieb zu begeistern. Klar, nicht nur unsere Kinder sind verschieden. Aber die Etablierung einer solchen Lehr- und Lernkultur würde sich in jeder Schule positiv auf alle Beteiligten auswirken - man muss es nur einmal versuchen.
Unser Ziel ist, jeden zu unterstützen, der das ausprobieren möchte.
Seien es einzelne Lehrer oder gesamte Schulen.
Artikel in der taz
Das Schulkonzept des Albrecht-Ernst-Gymnasium
Schreiben des Kultusministeriums an diese Schule
Fotos der Lernlandschaften, aufgenommen kurz vor der Übergabe an die SchülerInnen der Mittelstufe. Diese Räumlichkeiten entstanden ca. 3 Jahre nach dem großen Erfolg der ersten Lernlandschaften, die seinerzeit für die Klassen 5 und 6 erstellt wurden.
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ja unsere Kinder in unserem mehrgliedrigen Schulsystem. Stellen Sie sich bitte einmal vor, Ihr Kind würde das geforderte Wissen ein Tage nach der entscheidenden Schulaufgabe erwerben: Es wäre zu spät, obwohl es sich noch in derselben Klasse befindet. Nachdem die Noten für den Übertritt ja auch noch viele Wochen vor Jahresende feststehen, verschiebt sich das Selektionsalter noch ein gutes Stück nach vorne!
Warum wird in den meisten europäischen Nachbarländern eine frühe Selektion verhindert? Obwohl es viele gesicherte Erkenntnisse gibt, dass dieser Stress vermeidbar wäre und sich sogar schädlich auswirken kann, halten wie nach wie vor daran fest, dass sich mit 10 Jahren die schulischen Wege bereits trennen.
Da hilft es gar nichts, dass immer wieder beteuert wird, dass ja auch jede Menge andere Wege zur Hochschulreife gibt. Kindern in diesem Alter zu verstehen zu geben, dass sie für eine höhere Schullaufbahn ungeeignet seien, ist mitunter dramatisch. Das führt zu einem Versagensgefühl, dass sich negativ auf die ganze weitere Schullaufbahn auswirken kann.
Bitte führen Sie sich vor Augen, wie stark sich eine Anhebung des Trennungsalter von nur 3 Jahren auswirken würde (13 anstelle 10)! Drei Jahre sind in dieser Lebensphase für viele ein kleines Universum! Unsere Nachbarländer scheinen das erkannt zu haben...
Grafik Trennungsalter in Europa. Welches Land trennt seine Kinder in welchem Alter von einander.
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Würde diesen Schulen der unselige Selektionszwang, der Zwang zur Bewertung der
Leistungen mit Ziffernnoten genommen, gleichzeitig die personelle Ausstattung nach skandinavischen, kanadischen, Südtiroler Standards erfolgen, dann könnten diese Gemeinschaftsschulen problemlos bis zur 10. Klasse weitergeführt werden.
Die Schulen könnten wohnortnah erhalten bleiben, Lernen sich nachhaltig entwickeln und sich nicht durch Noten korrumpieren lassen, soziales, gemeinschaftsförderndes Lernen endlich den ihm zukommenden Stellenwert erhalten und Inklusion so verwirklicht werden, dass sie ihren Namen auch verdient.
Die Schlussfolgerung aus diesem Grundschultest kann eigentlich nur lauten: Führen wir diese so erfolgreichen Gemeinschaftsschulen vor Ort fort bis zur 8. (Südtirol) oder 10. Jahrgangsstufe.. «
Hier den ganzen Schriftsatz lesen
(Rolf Munz, Schulamtsdirektor i.R.)
finden Sie eine vergleichende Darstellung die es deutlich macht. Als eines der reichsten Länder rangieren wir auf einem der letzten Plätze. Wen wundert es, angesichts dieser Zahlen, dass es noch so viel aufzuholen gibt?
Quelle:
http://www.jjahnke.net/wb/wochenbrief82-27818835x.html
des Bayerischen Kultusministeriums vom 19.06.2012 über die Jugendlichen, die keinen Schulabschluss haben. Wir haben uns das ebenfalls etwas näher angesehen und finden, dass es deutliche Unterschiede in der Wirkung des Aussage gibt. Sehen Sie selbst!
..oder: Glaube nur der Statistik, die Du selber erstellt hast.
Hier finden
Sie eine Darstellung
, in der das Bayerischen Kultusministeriums mit der Überschrift "Massive Investition in Bayerns Zukunft" darstellt, um wie viel sie den jährlichen Etat der letzten Jahre erhöhte. Die Darstellungsform finden wir diskussionswürdig, sehen Sie selbst und beurteilen Sie, welcher Eindruck damit bei den Anwesenden im Landtag und den Leserinnen und Leser erweckt werden soll!
Jede Maschine, die in einer Serienfertigung auf den europäischen Markt gebracht werden darf, muss einer dokumentierten Produktionskontrolle unterliegen -
warum wird das für die Lehrer unseres wirtschaftlichen und sozialen Nachwuchses nicht ebenso durchgeführt? Es gibt keinen Leistungsvergleich, an dem sich Lehrer
und Klassen messen und orientieren können. Wie kann es sein, dass z. B.
die gleichen Probenvordrucke immer und immer wieder verwendet werden?
Klar, das ist
bequem - aber zeugt das von Anpassung und Flexibilität?
Der GEO-Artikel: "Die guten Lehrer. Es gibt sie doch!" (GEO Magazin Nr. 02/2011) beschreibt sehr deutlich, wie es gehen könnte. Ein sehr gutes Beispiel: Wird durch eine offene
Leistungsbewertung von Lehrern und Schulen ein "gesunder" Wettbewerb erzeugt, motiviert das alle Beteiligten.
Das Magazin ist nach wie vor über die Redaktion Gruner+Jahr zu beziehen, oder
hier als PDF
zu lesen.
Klar ist es wichtig, Unterrichtsausfälle zu vermeinen. Eine Mobile Reserve erscheint da ein geeignetes Mittel zu sein. Aber darf das so ablaufen?
Dirk Walter vom Münchner Merkur (Nr.51, 1.März 2012) berichtet über den Gymnasiallehrer Richard Sauer, der als Springer in einer Mittelschule PCB (Physik, Chemie, Biologie) unterrichten soll, obwohl er für Englisch und Sozialkunde ausgebildet wurde.
..zum Artikel
Das Zeitfenster, in dem sich Schüler und Lehrer für die Wissensübermittlung begegnen ist nicht wirklich geeignet, eine persönliche Beziehung aufzubauen. Eine
Schulform, die ein Beisammensein über die eigentlichen Unterrichtszeiten hinaus vorsieht, wäre allen Beteiligten zuträglich. Warum werden z. B.
die Hausaufgaben
nicht im Anschluss an eine Regenerierungsphase, unter Aufsicht und Hilfestellung der Lehrer oder / und Tutoren, durchgeführt?
n-tv schreibt dazu: [Der Druck in den Schulen wächst, der
Konkurrenzkampf um Noten und gute Abschlüsse bestimmt immer mehr den
Alltag deutscher Schüler und
Studenten. Im Vorteil ist, wer sich konzentrieren kann. Oft gefördert
durch Medikamente. Experten schlagen mal wieder Alarm [..]
..zum Artikel
Lehrer, die sich offenbar freuen, wenn Schüler scheitern und die Schule
wechseln müssen oder nicht in die nächste Jahrgangsstufe vorrücken
dürfen, können
unmöglich ihren Auftrag mit der notwendigen Motivation durchführen.
Äußern Sie das auch vor der Klasse, würde in der freien Wirtschaft nicht
nur über die
Qualifikation zur Weiterbeschäftigung nachgedacht werden.
bedeutet, der Arbeitgeber trägt dafür Sorge, dass der Arbeitnehmer seinen Auftrag erfolgreich und ohne dabei Schaden zu nehmen, ausführen kann.
Wie soll ein Lehrer die Inhalte seines Lehrplans übermitteln können,
wenn er einen nicht unerheblichen Anteil von Schülern gegenüber steht,
die aufgrund
mangelnder Sprachkenntnisse dem Unterrichtsverlauf nicht folgen können.
Der Arbeitgeber, der seine Angestellten in eine Situation bringt, in
denen sie ihrem
Auftrag nicht gerecht werden können, verstößt nicht nur gegen seine
Sorgfaltspflicht, er nimmt das Scheitern dieser Mission billigend in
Kauf. Das Resultat ist
regelmäßig unter dem Stichwort "burn out" und "Frühpensionierung" in den
Medien zu betrachten.
Dieser Auszug aus dem Lehrplan Deutsch, Gymnasium 7. Klasse:
Die Schüler runden ihre Grammatikkenntnisse ab und vertiefen ihr
Sprachbewusstsein, sowie ihre operationalen Fähigkeiten; sie kennen
wichtige Leistungen von
Wortarten, Satzgliedern und Satzarten und setzen diese beim Sprechen,
Erschließen, sowie beim Verfassen von Texten ein, auch in kreativer
Weise. In
Rechtschreibung und Zeichensetzung verfügen sie über Anwendungssicherheit.
Wortarten, Satzarten, Satzglieder und ihre Funktion: einen
anwendungsbezogenen Überblick gewinnen; Erarbeiten von temporalen,
kausalen, finalen, modalen,
konsekutiven, konditionalen, konzessiven und adversativen Beziehungen
und deren Darstellung durch Adverbialien und Gliedsätze; Verwendung von
Attribut,
Relativsatz, Infinitiv- und Partizipialsatz, Subjekt- und Objektsatz
Das spiegelt doch bestenfalls eine Wunschvorstellung - kaum aber ein
erreichbares Ziel! ..oder?
weiter:
Verwenden von Computer und Internet in der schulischen Arbeit: Computer
beim Schreiben, Gestalten und Überarbeiten von Texten einsetzen, das
Internet als
Informationsquelle nutzen.
Ein Beispile für den Deutschunterricht in einer 7. Klasse Gymnasium: bis Februar hatten die
Schüler als Tätigkeitsschwerpunkt am PC den Auftrag im Programm Microsoft Paint® durch
Verwendung des Schriftzuges (Pflanzenname) die Form einer Pflanze
nachzustellen. Wie die Pflanze aussieht, wurde durch Bildersuche im
Internet in Erfahrung
gebracht.
...oder hier
In der Jahrgangsstufe 6 erwerben die Schüler folgendes Grundwissen:
Fähigkeit, den in Jahrgangsstufe 6 behandelten historischen Zeitraum anhand folgender Daten zu gliedern: seit etwa 10000 v. Chr. Übergang zur Sesshaftigkeit; ab 3000 v. Chr. Hochkultur in Ägypten; 5. Jh. v. Chr. Blütezeit Athens; 753 v. Chr. der Sage nach Gründung Roms; 1. Jh. v. Chr. Übergang Roms von der Republik zum Prinzipat; um Christi Geburt Zeitalter des Augustus
Fähigkeit, die folgenden historischen Begriffe zu verstehen, analytisch anzuwenden und sich mit ihrer Hilfe in Geschichte und Gegenwart zu orientieren: Quelle; Altsteinzeit; Jungsteinzeit; Hieroglyphen; Pharao; Pyramide; Polytheismus; Monotheismus; Judentum; Antike; Polis; Aristokratie; Olympische Spiele; Ilias und Odyssee; Demokratie; Hellenismus; Senat; Patrizier; Konsul; Republik; Diktator; Kaiserzeit; Limes; Christentum; Staatsreligion; Völkerwanderung; Islam; Mittelalter; Reichsbildung der Franken; Mönchtum
Beherrschen von Fertigkeiten und Methoden: Umgang mit historischen Quellen; Unterscheiden von Autorentext und Quelle im Schulbuch; Lesen einfacher Schaubilder, Graphiken und Karten; Verwerten multimedialer Informationsmöglichkeiten
Bereitschaft, sich mit Formen geschichtlicher Überlieferung zu beschäftigen; Interesse an den Lebensverhältnissen der Menschen in früherer Zeit; Bewusstsein von der Geschichtlichkeit menschlichen Daseins und menschlicher Zivilisation
...machen Sie sich bitte selber ein Bild (ISB)
Angeblich sollen für PC's, Beamer, Netzwerk, Scanner und Drucker und
weiterer technischer Geräte einer Schule keine Wartungs- oder
Betreuungsverträge existieren.
Daraus resultiert, dass sich der eine oder andere Lehrer freiwillig
bereit erklärt, die Technik "am Laufen" zu halten. Das Honorar hierfür
soll im Bereich
Stundengutschrift (unbestätigt 0,5 h / Monat) auf dem Arbeitskonto der
Lehrkraft erscheinen. Kein Unternehmen könnte ohne einen Administrator
auskommen; eine
Schule aber braucht das nicht...
Von anfänglich 40,3 % der Schüler, die das Gymnasium in der 5. Klasse in
Bayern besuchen, machen noch 22,9 % Abitur. Bayern liegt damit 8,2%
unter dem
Bundesdurchschnitt und 20% unter dem europäischen Durchschnitt.
Quelle: BLLV